Aus: Autobiographie, Prolog: Africa, here I come
Reiseroute: Palermo, Malta, Benghazi, Sahara, Harare,
Johannesburg, Cape Town. Nachtflug über Afrika. Ich schaue in die
Dunkelheit hinaus und blicke auf die Tragfläche.....
Obwohl dieses Leben nicht nur schön war, sondern oft schmerzlich, so
sind doch die meisten Erlebnisse wie lebendige Bilder in mir haften
geblieben........ --- Zum Seitenanfang ---
Aus: Autobiographie Maria, das Mädchen im Zug
[...] Ich habe ein abenteuerliches Leben in Afrika geführt
und mich einer ganz anderen Kultur zuwenden müssen. Heute
schätze ich mich glücklich, auf diese Jahre zurückblicken
zu können und bin froh, sie erlebt zu haben. Damals war ich mir des
Reichtums all meiner vielseitigen Erlebnisse nicht bewusst. Heute,
nachdem ich weiß wie rapide sich Afrika verändert, wird mir
klar, welche Schätze ich in Form von Erfahrungen und Abenteuern in
mir trage...
[...]"Let's play," rief ich ihm zu und zog ihn hoch.
Ich freute mich, ihn überredet zu haben, mit mir zu kommen und es
machte mir Spaß, wenn er mit mir spielte
"All right, little lady," antwortete Viga und machte mir ein Zeichen,
den Gartenschlauch herzuholen und das Wasser aufzudrehen.
Dann begann er, aus roter Erde mit ein paar Tropfen Wasser, Figuren zu
formen. Ich machte ihm mit Hilfe meiner Zeichensprache klar, er solle
eine Familie machen und setzte mich zu ihm in die Hocke, genau wie er.
Gebannt schaute ich zu, wie er mit seinen großen Händen einen Mann,
eine Frau und zwei Kinder formte. Ich klatschte in die Hände und
rief:"A family!"
"Yes, little lady, your family, so you are not alone now," sagte Viga
und stellte die Figuren behutsam auf ein Brett in die Sonne.
Dann ergriff er den Schlauch, wässerte den Garten und sang dabei
eine rhythmische Melodie. Ich tanzte um ihn herum und wartete, bis die
Familie in der Sonne getrocknet war, nahm sie mit ins Haus und stellte
sie neben mein Bett. Wenn ich einschlief, nahm ich mein Tuschi, drehte
mich zu ihnen herum und schlief in der Gewissheit, eine Familie zu
haben, seelenruhig ein.
[...] Stets nutzten wir die Zeit für ein kleines Gespräch,
und ich zog dann wie immer meine Sandalen aus und ging barfuß
neben ihm her. Meist trödelten wir auf dem Rückweg vom
Klavierunterricht und legten immer eine Verschnaufpause im Schatten
eines blühenden Flamboyantbaumes ein. So lagen wir abseits von
einer Welt, die mir dies ausdrücklich verbat und genossen das
verbotene Miteinander. Mir tat Vigas ruhige Art und Wärme sehr gut.
Er behandelte mich wie ein Vater. Ich hatte Vertrauen zu ihm.
Ich erinnere mich, dass wir uns fast immer um ein und dasselbe Thema
unterhielten, wobei unser Gespräch ungefähr so ablief:
"Viga how old are you?" fragte ich ihn.
"Oh, I am very old, little lady", antwortete er daraufhin.
"Where is your family?" wollte ich wissen.
"Little lady, they are very far away", entgegnete er wieder.
"I have a family too, I wait every day that they will come to me. I am
sad. When I am with you, I am happy", erzählte ich und fasste strahlend
nach seiner Hand.
"I too, little lady, you stay long time here?" wollte er nun wieder
wissen.
"I don't know, Viga. I must wait, only wait", beantwortete ich seine
Frage.
"Yes, little lady, I see, Viga will help you wait, all right?" sagte er
freundlich, und seine ruhige Stimme tat mir so gut, dass ich ihn dankbar
anschaute.
[...] Fünf Jahre nach meiner Scheidung saß ich an meinem
Teppichrahmen und knüpfte immer noch einen Knoten nach dem anderen.
Doch mit jedem Knoten, den ich knüpfte, wurde mein Widerwille,
diese Arbeit fortzusetzen, ein wenig mehr genährt und schwoll zu
einem großen "Ich will keine Penelope mehr sein" an.
Seit nunmehr zehn Jahren war ich mir mitunter wie Penelope vorgekommen,
wenn ich an meinem von Antonio gezimmerten Teppichrahmen saß und
meine Knüpfarbeit aufnahm, um einen Teppich zu beenden.
Nun, da sich die Knoten mit langen, unschönen Jahren weiterhin
aufs Engste zu verknüpfen drohten, entschloß ich mich
blitzartig, den vor fünf Jahren begonnenen Teppich nicht mehr zu
beenden! Denn es würde bedeuten, etwas weiterzuführen, das
ich mir damals aus Verzweiflung selbst beigebracht hatte, um in der
Einsamkeit all meinen inneren Knoten einen Ausdruck und eine Flucht in
etwas Eigenes, Buntes zu ermöglichen. Teppich knüpfen war
eines der wenigen Dinge, die mir Antonio erlaubt hatte auszuüben.
Entscheidend dabei war, dass ich das Haus nicht mehr als nötig
verließ, nicht alleine unter Leute kam und meine Zeit nützlich
anwendete, genauso, wie es damals zu Penelopes Zeiten üblich war.
Somit hatte er mich durch eine gewisse Isolierung vortrefflich unter
Kontrolle und wusste mich beschäftigt, wenn er Tage oder Wochen
unterwegs war.
Nun, das wollte ich unter gar keinen Umständen mehr, aber ich
benötigte etwas, das mir helfen würde, diesen Entschluss mit
einem symbolischen Akt zu besiegeln.... --- Zum Seitenanfang ---
Aus: Das Rosenblütenmädchen
"So höret denn, Männer, Händler und Kameltreiber der
Karawanserei von Marrakech la Rouge, der roten Stadt, scharet euch um
mich, denn ich, der Märchenerzähler Sidi Farid, der einst
dem Kalifen von El Kelaa de M'gouna gedient hat, werde euch Geschichten
von anderen Menschen, anderen Orten und anderen Zeiten erzählen.
Wie die Sklavin Nahema zum Rosenblütenmädchen und Angebeteten
des Sohnes des Kalifen wurde. Wie sie sich mit tausend und abertausend
Rosenknospen hat bedecken lassen und in Rosenwasser gebadet hat und was
ihre Tochter Zohara für Abenteuer erlebte.
Allah sei gepriesen, auf, tapfere Männer, auf ins Land der Berber,
Beduinen und Nomaden, denn die Wüste ist groß öde und
gnadenlos. Wollt ihr ein paar Stunden im Reich der Märchen und
Geschichten verleben, so setzet euch zu mir ans Feuer, lasset euch
führen, von ihnen betören und lauschet als denn meinen Worten."
[...]
Sidi Farid schlang seinen Burnus eng um seinen ausgemergelten Leib
und stülpte sich die Kapuze über sein betagtes Haupt, da es
ihn, trotz des Feuers und des heißen Tees, den er in kleinen
Schlücken aus einem Glas in sich hineinschlürfte,
fröstelte.[...]
Nun, da er bequem saß war er bereit, die Geschichte, die sich
einst in dem Gehöft seines Herren zugetragen hatte, zu
erzählen. Die sengende Sonne war soeben rotglühend am
Horizont untergegangen, und in der Ferne hoben sich die schneebedeckten
Gipfel des Atlas am dunkelblauen Himmel ab. Fahles Abendlicht wich
allmählich der Dunkelheit. Ein trockener, eisiger Wind aus dem
Gebirge fegte durch die Täler über die mit Gebüsch
bewachsenen Hügel und die Ebene von Marrakech la Rouge und
ließ selbst die erfahrensten Männer unter der Kälte
erschauern. [...]
Als die Nacht kam, lagen oder hockten einige von ihnen mit
untergeschlagenen Beinen, in ihre Burnusse gehüllt, da unter dem
hell und mächtig leuchtenden Sternbild des Kreuz des Südens
und lauschten in die feierliche Stille, die sich über das Lager
gelegt hatte, hinein. Mit ausgebreiteten Armen stand da der Greis
und warb um die Aufmerksamkeit all der Männer, die müde und
abgekämpft von ihrem langen, beschwerlichen Ritt durch die
Wüste um ihre Kamele bemüht waren und sie von ihren Lasten
befreiten.
Als sich seine Augen an die nur von den Flammen erhellte Dunkelheit
gewöhnt hatten, sprach er immer wieder dieselben Worte [...]
in die Menge der Kameltreiber, Händler und Kaufleute hinein, bis
sich eine stattliche Anzahl von Reisenden um ihn geschart hatte:
"Nun, einst vor vielen Jahren, als ich, Sidi Farid, Wärter am
Hofe des Kalifen El Kelaa des M'gouna war, und meine Arbeit als
Torhüter verrichtete, kam an einem brennend heißen Tag ein
Mann, in einem schäbigen Burnus gekleidet und von gar stattlichem
Wuchs, die vom heißen Sommerwind verbrannte Erdstraße
entlang zu mir, als ich auf meinem Posten am Tor saß. Er pochte an
das Tor. Ich schob den Riegel zurück, und das gewaltige Tor
öffnete sich mit einem Quietschen. Als ich ihm einige Dirhams in
den Staub der Straße zuwarf, rief er mit müder Stimme nach
dem Wärter und umfasste dabei die zierliche Hand eines kleinen
Mädchens, dessen knöchellanger Rock sich um ihre schlanke
Gestalt schmiegte. Barfuss und nur in einen Schal gehüllt stand sie
vor mir. Verwundert hieß ich den Mann mit dem von der Sonne
gegerbten Gesicht eintreten und ihm mir sein Vorhaben vortragen.....
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Aus: Tanger mit den Augen einer Frau
Ich erwache, als der Tag sich erhebt. Zarte Nebelschleier liegen
über der Stadt, die die aufgehende Sonne schnell
hinwegleckt...... --- Zum Seitenanfang ---
Aus: Los Angeles als Lichtermeer
Der Flug des Jumbos führte mich über die endlos lange Kette der
Anden. Ich saß gebannt da und schaute aus zehntausend Meter Höhe
auf die faltigen Berge..... --- Zum Seitenanfang ---
Aus: Alle Herrlichkeit auf Erden
Wenn er nicht gerade mit Post aus Ouagadougou, Moskau, Manila oder sonst wo
zurückkam, flog er mit seinen “Top Secret” Postsäcken,
die er nicht eine Minute aus den Augen lassen durfte.....
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Aus: Eine Fremde unter Fremden
.......Darf ich als dazugekommene Deutsche den Deutschen folgenden Rat geben:
Mit einem gesunden Maß an Flexibilität, Einfühlungsvermögen,
Spontaneität, Pioniergeist, Improvisationsvermögen, gepaart mit
einigen Gramm weniger der Strenge, des Gehorsams, des Egoismusses und des
Perfektionsfimmels, dazu beizutragen, einen Aus-Länder sich hier
wohlfühlen zu lassen. --- Zum Seitenanfang ---
Aus: Auf den Spuren Hemingways
....Im "Complete Angler", das Hemingway einst als Absteigequartier gedient
hatte und nunmehr zu Bar und Museum ungewandelt ist, angekommen, zeigen eine
Fülle von Bildern und Büchern hinter Glas, die dort in ehemaligen
Räumen zur Schau stehen, liegen und die Wände füllen, Hemingway
als Schriftsteller, Großwildjäger und vor allen Dingen als Big Game
Fish Angler. Mal jung, middleaged, alt, mal mit, mal ohne Vollbart aber immer
ist er derselbe vitale, stets, braungebrannte, abenteuerlustige Hemingway,
der Fische von ungewöhnlicher Größe, mit Preisen prämiert,
der Länge nach als Trophäe in die Luft hebt und sich seiner
Maße rühmt.
Ich bin sprachlos über die Vielfalt der Fotos und über Hemingways
angebliche Sucht nach Abenteuern.
Doch verstand ich sehr wohl, was ihn dazu trieb: Er brauchte erlebtes Leben,
um darüber schreiben zu können!
Mir ging es ebenso. Ich wünschte mir in diesem Moment nichts anderes als
einmal eine Hemingwayress zu werden. --- Zum Seitenanfang ---
Aus: Die Riesenkrake
.....Kaum merkt der Mensch, dass er zum Opfer geworden, in eine gefährliche
Falle geraten ist, so beginnt er, gefangen und in höchster Not,
wohlwissend, dass es sein Todesurteil bedeuten würde, sich aus der
Umklammerung der Tentakel zu lösen. Das ist der Moment, in dem die
Riesenkrake sich mit ihren Saugnäpfen fest and das Fleisch des nackten
Körpers saugt und ihren Griff unlösbar macht. Atemlos und vom
Meerwasser völlig unterkühlt, lässt der Mensch aus seiner ganzen
Verzweiflung, dem Tode so nah zu sein, für einen Augenblick zu, dass er
der Umarmung des Ungeheuers macht- und schutzlos ausgesetzt ist.
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Aus: Central Park
Eingerahmt von zackigen Konturen einer Modern Age Architektur, grauer
Betonklötze, den sogenannten Skyscrapers, erstreckte sich der Central Park
bis hin zum Horizont vor mir. Im Sommer musste er ein einziger grüner
Teppich sein, doch jetzt im Winter standen die kahlen Kuppen der Bäume,
mit graubraunem Geäst, einer neben dem anderen, zu Tausenden da und sich
blickte auf das Wunder übriggebliebener Natur inmitten dieser
Millionmetropole.
New York, die Stadt, die sich aus so vielem u.a. Straßenschluchten,
Skyscrapers, Cabs, Menschenmassen jeglicher Art, Menschenrassen um so mehr
und ganz besonders viel eigenem Flair zusammensetzte........
Ich hatte einmal den Himmel über dem Central Park lichterloh in Flammen
erlebt. Sprachlos vor Staunen stand ich da, meinen Sohn an der Hand, den Kopf
zurückgewandt, und bewunderte das Geflimmer, das mir in ewiger Erinnerung
bleiben sollte. Tausend Sterne fielen auf mich nieder. Zauberstäbe
glühten unmittelbar über mir auf, und es hieß, dass eine
Feuerwerksfirma pleite gemacht hätte und dass alles, was sie noch in
Kisten und Kästen hätten, an diesem erinnerungsreichen Silvesterabend
in die Luft gejagt werden sollte. Nach dreißig Minuten war dann der
gesamte Central Park wieder in Dunkel getaucht und lag in
Schweigen da. --- Zum Seitenanfang ---